Flick muss jetzt knallharte Entscheidungen treffen
Hansi Flick (M.) reagierte gegen Belgien und brachte mit Emre Can (l.) und Lukas Nmecha eine Belebung ins DFB-Spiel
Servus Fußball-Freunde!
Wo befindet sich die deutsche Nationalmannschaft nach der sehr enttäuschenden WM in Katar? Ich habe gehofft, dass ich nach den zwei Testspielen gegen Peru und Belgien zumindest eine Ahnung davon bekomme. Doch stattdessen sehe ich weiterhin nur viele Baustellen im DFB-Kader.
Das Offensichtliche zuerst: Die Abwehr ist fragil, die Abstimmung im Verbund mit dem Mittelfeld ist nicht gut genug für unsere Ansprüche. Was die deutschen Spieler in den ersten 30 Minuten gegen Belgien abgeliefert haben, war ein Desaster. Es ist mir unerklärlich, dass sich Spieler, die sich zur Elite des deutschen Fußballs zählen dürfen, nicht für dieses Trikot zerreißen, nicht alles reinhauen, ohne Emotionen spielen.
Wir brauchen Ehre, Stolz und Aufopferung in jedem Spiel! Gegen Belgien war zunächst nichts davon zu sehen.
Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Anforderungen nicht zu tief schrauben. Deutschland ist immer noch eine riesige Fußball-Nation mit mehr als 80 Millionen Einwohnern. Unsere Ansprüche sollten ebenso groß bleiben. Und mit diesem Selbstbewusstsein sollten wir auch die Heim-EM im kommenden Jahr unbedingt angehen.
Was das DFB-Team braucht
Hansi Flick muss deshalb die Phase der Experimente beenden und einen Stamm aus 14 bis 16 Spielern bilden - und zwar schnell! Diese Formation muss sich einspielen, lernen, sich aufeinander zu verlassen, Abläufe automatisieren.
Die Tests haben mir jedenfalls aufgezeigt, dass wir uns sicher nicht darauf verlassen können, dass drei oder vier neue, junge Spieler emporschießen und das Ruder herumreißen. Da sind die gefragt, die bereits länger da sind - plus die Ausnahmetalente Musiala und Wirtz. Allenfalls Felix Nmecha hat überzeugt.
Wir haben massive Probleme in der Außenverteidigung, im Mittelfeld haben wir auf der Sechs und Acht mit Goretzka, Gündogan, Can, Wirtz, Musiala genügend gute Leute. Meine Idee für die Rechtsverteidiger-Position wäre Kimmich. Als Trainer würde ich sagen: „Josh, du bist mein Kapitän, aber du musst dich jetzt aufopfern und spielst hinten rechts!“
Flick muss sich einfach entscheiden, auf wen er setzt. Knallhart.
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Emre Can hat nach seiner Einwechslung mit seiner Emotionalität und Aggressivität die Richtung vorgegeben. Das war gut. Wenn es emotional auf dem Platz zugeht, gehen auch die Zuschauer mit.
Es gibt einen Weg zum Erfolg. Nun gilt es aber, ihn auch einzuschlagen. Dass Flick dafür weiterhin der richtige Mann ist, steht außer Frage. Er hat genug Erfahrung und Kompetenz.
Die Uhr bis zum EM-Start tickt trotzdem gegen ihn.